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Kultur & Historie

Luhden-Schermbeck: Ein Dorf im Wandel der Zeit

Luhden ist wie viele andere Dörfer im norddeutschen Raum ein kleiner Ort mit großer Geschichte. Dies stellt eindrucksvoll die Dorfchronik unter Beweis, welche von engagierten Luhdener Bürgern mit viel Liebe zum Detail erstellt wurde und mittlerweile in 2. Auflage erhältlich ist. In ihr werden nicht nur die Geschichte unserer Gemeinde, sondern auch Traditionen örtliche Gegebenheiten und Zeugen vergangener Zeiten eindrucksvoll dargestellt. Im Folgenden haben wir die wichtigsten Eckdaten über die Geschichte Luhdens für Sie zusammengetragen. Für diejenigen, die es genau wissen möchten, empfehlen wir die Luhdener Dorfchronik als interessanten Lesestoff, welcher über das Gemeindebüro und weitere Ansprechpartner erhältlich ist.

Von den Römern bis zur ersten urkundlichen Erwähnung

Die Römer waren hier, so viel steht fest. Zwar gab es für Luhden keine eigene Erwähnung in alten Urkunden aus längst vergangenen Zeiten, doch gilt es als bewiesen, dass sich römische Legionen in der näheren Umgebung, ca. 16 n. Chr. eine erbitterte Schlacht gegen die Cherusker lieferten. Wo genau, darüber sind sich die Wissenschaftler nicht einig. Einige gehen von der Umgebung um Hessisch Oldendorf aus, andere verorten die Schlacht im Bereich Arbensburg, Luhden oder Obernkirchen.

Abnehmende Funde cheruskischer Besiedlung ca. 200 Jahre nach den Kriegen gegen die Römer deuten darauf hin, dass andere Völkerschaften hier heimisch wurden. Hierbei kann es sich eventuell um die Thüringer oder die Chatten (Hessen) gehandelt haben, die wiederum im Stammesverband der Sachsen aufgegangen sind, welche bis ins 7. Jahrhundert von ihrem Stammland Holstein heraus nach Süden unter anderem bis an die Werra in Nordhessen und an die Unstrut vordrangen. Die Bereiche, welche von den Sachsen besiedelt wurden, wurden in so genannte „Gaue“ eingeteilt. Hierbei handelte es sich 60 nicht näher definierte Siedlungseinheiten, welche wiederum vier lose verbundenen Stammeslandschaften der Westfalen, Engern, Ostfalen und Nordleuten zugerechnet wurden. Luhden gehörte demnach zu den Engern, zu dem Bukkigau, Tilithigau und der Gau Osterburg. Die genauere Festlegung der Grenzen erfolgte erst im 11. und 12. Jahrhundert mit der Gleiderung der Kircheneinflüsse. Luhden und Schermbeck lagen damit einschließlich Kleinenbremen im Bukkigau.

Gesicherte Beweise für die Existenz der Ortschaft Luhden gab es erst im Jahr 1205, als Luhden zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde. Der Mindener Domprobst „Lefhard Calvus“ lässt dem dortigen Domkampitel jährlich „5 pulli“ (Hühner) und „5 soldi“ (Schillinge) zukommen. Tatsächlich wurde der Ortsteil Schermbeck laut einer Fachliteratur aus dem Jahr 1858 wohl schon 1140 urkundlich erwähnt.

Der Luhdener Bauernstand und der Klimawandel

Mit der Zunahme von Hofstellen im 12. und 13 Jahrhundert wurde es immer schwieriger, die einzelnen Höfe voneinander zu unterscheiden. Vornamen der Stättenbesitzer reichten nicht mehr aus, denn einzelne Inhaber hatten oft denselben Taufnamen. Es bürgerte sich ein, persönliche Merkmale zu Unterscheidungszwecken heranzuziehen. Auch erlitten die Luhdener Bauern so wie vielerorts das Schicksaal irgendwelchen weltlichen oder kirchlichen Herren zugeordnet zu werden, welche die Grundherrschaft über sie ausübten. So musste die Bauern im Extremfall Grundzins an den Herrn für Grund und Boden, Zehntabgabe an die Kirche, Vogteilasten an den Träger der Gerichtsgewalt, landherrliche Steuern oder Gerichtszinsen leisten. Aus der damals vorherrschenden Villikationsverfassung entwickelte sich allmählich das Meierrecht. Die Meierhöfe waren eine Verbesserung des Besitzrechtes der Bauern. Im 16. Jahrhundert kam es immer wieder zu Streitigkeiten über die Meier- und Nutzungsrechte zwischen dem herrschenden Graf Adolf XI. zu Hostein Schaumburg, seinem Bruder Graf Johann zu Holstein Schaumburg und Johann von Münchausen, der Eigentumsrechte an dem Luhdener Meierhof beanspruchte.

Das Schatzregister des Amtes Arensburg von 1609 lässt den Rückschluss zu, dass auf den Höfen von Luhden und Schermbeck dem Vieh- und Landbeseitz zufolge relativer Wohlstand herrschte. Dennoch taten sich schon bald neue Probleme auf. Der Klimaumschwung in Europa um das Jahr 1570 – auch als „kleine Eiszeit“ bekannt, führte zu geringeren Erntemengen und Ernährungsengpässen. Gleichzeitig wuchs aber die Bevölkerungszahl in den Ortschaften.

Ein düsteres Kapitel: Hexenwahn und dreißigjähriger Krieg

All das führte unter anderem dazu, dass sich der Hexenwahn im hiesigen Raum zusehends ausbreiten konnte und Mitte des 17 Jahrhunderts seinen traurigen Höhepunkt fand. Im Jahr 1639 lebten in Luhden nach einem Verzeichnis des Amtes Ahrensburg 28 Einwohner. In den Jahren 1653 und 1654 wurden auf der Ahrensburg 22 Menschen aus Luhden und Schermbeck wegen Hexerei verurteilt. Doch auch Polizei- und Kirchenordnungen führten weiterhin zu einer Einschränkung der menschlichen Freiräume und bestärkten den Hexenwahn. Zu diesen vorherrschenden Spannungen gesellte sich ein weiteres Problem: Martin Luther hatte mit seinem Thesenanschlag im Jahr 1517 in Wittenberg Glaubensfragen aufgeworfen, die bis zum Jahr 1555 in Deutschland zu Zank, Streit, Hass und Krieg führten.

All das mündete im Jahr 1618 schließlich in den 30. Jährigen Krieg. Dieser fürchterliche Krieg, der sich in ganz Europa zutrug und sich um Glaubensfragen aber auch um Macht und Einfluss drehte, hinterließ auch in Luhden seine Folgen. Am 02. März 1663 wurde Luhden schließlich durch schwedische und lüneburgische Truppen geplündert und sah sich mit großen Schäden konfrontiert.

Vom dreißigjährigen Krieg bis zur napoleonischen Zeit

Nach dem Frieden von Münster und Osnabrück im Jahre 1648 ging man sofort daran, die neue gemeinschaftliche Grenze mit farbig gestrichenen Holzpfählen zu markieren. Doch durch die mutmaßlich willkürliche Grenzziehung kam es zu Grenzstreitigkeiten zwischen der Grafschaft Schaumburg-Lippe und Hessen-Kassel. Um den Streit ein für alle Male beizulegen, entschieden sich die beiden Regierungen Anfang des 18. Jahrhunderts dafür, die Grenze neu zu vermessen und durch steinmetzartig bearbeitete Grenzsteine aus Obernkirchener Sandstein neu zu markieren. Ein großer Teil dieser zwichen 1733 und 1738 gesetzten alten Grenzsteine an südwestlichen Gemarkungsgrenze von Luhden und Schermbeck ist noch gut erhalten.

Doch auch nach Beendigung des 30. Jährigen Krieges und der Setzung neuer Grenzsteine kam die Region nicht zur Ruhe. Immer wieder gab es Aufmärsche für kriegerische Auseinandersetzungen wie beispielsweise während der Zeit des Siebenjährigen Krieges. Am 27. Juli 1757 lagerten die Truppen des Hezogs Ferdinand von Braunschweig in Luhden. Nach der erfolgreichen Schlacht im Bündnis mit englischen Truppen gegen die Franzosen am 01.08.1759 bei Minden. an deren Ausgang Graf Wilhelm von Schaumburg-Lippe mit seiner Artillerie maßgeblichen Anteil hatte, wälzte sich der Tross der geschlagenen Franzosen am 02. August 1759 wieder durch Luhden, und es wurde gebrand-schatzt und geplündert. Aus den Jahren 1787 bis 1795 liegen Unterlagen ständiger Truppenbewegungen preußIscher Regimeter, Bataillone und überwiegend Rekruetenkompanien im 14 tägigen Wechsel von Minden über Luhden nach Oldendorf und zurück vor.

Nach Abschaffung der Leibeigenschaft im Jahr 1810 gab es jahrzehntelang Verhandlungen und Verordnungen über die Ablösung von Diensten, Abgaben und anderen landesherrlichen Rechten und Ablösungen. Danach wurden die Hofbesitzer nach Zahlung von bestimmten Geldsummen für auf den Höfen liegenden Belastungen Eigentümer ihres ursprünglich gepachteten Hofes mit allen Feldern, Wiesen und sonstigen zum Hof gehörenden Berechtigungen.

Auswanderungen von 1829 – 1913

Obwohl Luhden zu den größeren Gemeinden in der heutigen Samtgemeinde Eilsen gehörte, waren im 19. Jahrhundert keine Rodungen mehr durchgeführt worden. Land konnte nicht mehr verteilt werden, die Bevölkerung nahm aber stetig zu. Dies führte zwangsläufig dazu, dass einige Bürgerinnen und Bürger keine Perspektive mehr in ihrem Ort sahen. Für Luhden kann man daher zwei sich von einander unterschiedliche Auswanderungszeiträume feststellen. In den Jahren 1829 – 1877 wanderten eine Anzahl von Luhdenern als Einzelpersonen oder Familien in benachbarte „ausländische“ Gemeinden oder Städte aus, so ist es aber auffällig, dass allein elfmal nach Amerika ausgewandert wurde. Die Anzahl dieser Personen belief sich auf insgesamt 32.

Erster Weltkrieg und Typhusfälle

Nachdem im November 1918 von Scheidemann in Berlin die Republik ausgerufen wurde und der Kaiser Wilhelm II. ins holländische Exil gegangen war, begann für die neue Regierung unter Führung der Sozialdemokraten eine schwierige Zeit. Durch das tägliche Hochschnellen der Inflationsrate war es den Kommunen unmöglich, einen verbindlichen Haushaltsplan aufzustellen. Große Zahlen sagten bei der Aufstellung des Haushalts nichts aus, denn diese waren Tage später schon Makulatur. Für die Luhdener Bürger äußerte sich diese Superinflation in einer Verknappung von Waren bis hin zu Grundnahrungsmitteln, da die Landwirtschaft sich zum Teil weigerte, die Papiermark zur Bezahlung ihrer Produkte anzunehmen. Hungerkrawalle und Plünderungen waren die Folge.

In den Jahren 1921 bis 1924 kam es in Luhden zudem zu Typhuserkrankungen in größerem Umfang. Es bestand der Verdacht, dass sich die Erkrankungen auf die desolaten Wasserverhältnisse in Luhden, insbesondere auf Jaucheeinleitungen der angrenzenden Höfe in die Beeke zurückführen lassen. Um ein Wiederauftreten der Krankheit vorzubeugen, wurde den Eigentümern aller Anrainergrundstücke der Beeke, aber auch anderen Hofbesitzern vom Landrat unmissverständlich Auflagen erteilt, die verheerenden Zustände kurzfristig zu beseitigen

Luhden im Dritten Reich

Noch bis 1932 war die SPD in Schaumburg-Lippe stärkste Partei – auch in Luhden. Als Hitler schließlich am 30.01.1933 die Staatsmacht übertragen bekam, fiel es ihm zunächst gar nicht so leicht, im sozialdemokratisch ausgerichteten Arbeiterdorf Luhden Fuß zu fassen. Aufgrund dessen stimmten die Luhdener Bürgerinnen und Bürger bei der Reichspräsidentenwahl am 13. März 1932 nur mit 73 Stimmen für die NSDAP und mit 227 Stimmen für Hindenburg. Nachdem jedoch der nationale Einheitsstaat errichtet wurde, bekam auch Luhden einen linientreuen Bürgermeister. Dieser hieß Heinrich Meier und hatte die Position auch bis zum Kriegsende 1945 inne. Nach der endgültigen Machtübernahme Hitlers im Jahre 1938 ging es Luhden zusehends besser, was daran lag, dass jeder Arbeit hatte, die Landwirtschaft aufblühte und durch die Reichsautobahn neues Leben ins Dorf kam. Erst als einige Einwohner Luhdens als Reservisten zur Wehrmacht einberufen wurden und Pferde von Bauern durch die Nazis beschlagnahmt wurde, war die Stimmung gedämpfter. Noch schlechter wurde sie, als die ersten Gefallenen aus Luhden an der West- und Ostfront zu beklagen waren. Auch Kriegsgefangene aus Frankreich und Polen kamen nach Luhden, um vor Ort ausgefallene Arbeitskräfte zu ersetzen. Diese wurden durch den damaligen Hilfspolizisten in Luhden kontrolliert.

Als die ersten Bomben im Weserbergland fielen, ging dies auch an Luhden nicht spurlos vorbei. So wurde auch die Autobahnbrücke der auf dem Gebiet der Gemeinde zum Ziel der Bomben, welche im Tiefangriff zerstört werden sollte. Doch sämtliche 22 Bomben verfehlten knapp ihr Ziel. Die Bombenkrater in der Nähe der Brücke in Vogt’s Kamp und Hugo’s Kamp zeugten noch lange Zeit hiervon.

Mit der Besetzung Luhdens durch die Alliierten und dem baldigen Ende des Krieges am 08. Mai haben auch die Luhdener NS-Größen ihre Hakenkreuzflaggen stillschweigend eingezogen, denn das „1000-jährige Reich“ hatte sein Ende gefunden. Am 07. April 1945 waren die Amerikaner bis Kleinenbremen vorgerückt und es war Geschützdonner zu vernehmen. Am Abend des 07. Aprils 1945 trafen noch zwei Busse, vollbesetzt mit jungen Soldaten und Hitlerjungen mitsamt Kompaniechef im Dorf ein und übernachteten in einer Scheune. Auch eine Straßensperre wurde für die amerikanischen Truppen errichtet, um Luhden zu verteidigen. Am Tag darauf trafen schließlich amerikanische Panzer von Westen aus im Dorf ein und die Truppen beschossen die Busse, welche gerade wieder von den jungen deutschen Soldaten besetzt wurden. Die Busse wurden total zerschossen, es gab 20 Tote und 14 Schwerverletzte zu beklagen. Da man die herannahenden amerikanischen Truppen für deutsche Panzer auf dem Rückzug hielt, ergriff niemand die Flucht. Dass die amerikanischen Truppen jedoch nicht auf die extra errichtete Panzersperre trafen und Luhden nicht komplett zerstört wurde, ist dem Einwohner Heinrich Voigt zu verdanken, welcher die amerikanischen Panzer von weitem sah und ihnen entgegen ging. Er warnte sie vor der Blockade und empfahl ihnen den Weg über die heutige Nord-Süd-Straße, Kalkofenstraße und Dorfstraße zu nehmen.

Ende des Krieges und Nachkriegszeit

Text folgt.

Sie möchten es genau wissen? Die Luhdener Chronik liefert Antworten

Das erfreulich große Interesse an unserer Dorfchronik und die anhaltende Nachfrage haben rasch zu dem Entschluß geführt, bereits wenige Monate nach der Erstausgabe eine weitere Auflage folgen zu lassen. Dabei wurde, neben kleineren Ergänzungen, das Kapitel „Handwerk, Handel und Gewerbe“ mit einem einführenden Text versehen. Zusätzlich sind die Beiträge „Die ehemaligen Handwerksbetriebe in Luhden“, „Das Tischlerhandwerk“, sowie „Steinbrüche und Kalköfen“ in das Kapitel eingearbeitet worden, sodaß die Chronik nun 560 Seiten umfasst.


Zeitgleich mit dieser 2. Auflage in Printform erscheint eine DVD mit zusätzlichem Bild- und Datenmaterial aus der reichhaltigen Dorfgeschichte. Sie enthält u.a. Schul- und andere Fotos, Einwohner-, Distributions- und Lagerlisten, Höferegister, Karten und Pläne, Urkunden und Ehebeschreibungen im Original und mit Übersetzung durch Fritz Voigt. Die DVD wird allen PC-Besitzern  ans Herz gelegt, die tiefer in die Materie einsteigen und mehr über ihre Wurzeln erfahren möchten. Das Abspielen auf DVD-Playern ist zwar grundsätzlich möglich, erlaubt aber lediglich einen Einblick in Bild-Dateien. 

Sowohl die Chronik als auch die DVD können bei der Gemeinde Luhden, der Samtgemeinde Eilsen und der Kurverwaltung Bad Eilsen erworben werden.

Chronik 2. Auflage 29 € (ggf. zzgl. Versand u. Verpackung)        

DVD 15 € (ggf. zzgl. Versand u. Verpackung)